Lärmsorgen

Hochspannungsleitung

Koronageräusche mit Reintonkomponente

Die geballte Ladung von Elektronen in den Buntmetallsträngen in luftiger Höhe verkehrt eigentlich erstaunlich ruhig verglichen mit anderen Transporten. In Fällen grosser Nähe kommen aber auch diese Belastungen den Grenzwerten gefährlich nahe.
 

Der Schein trügt. Hochspannungsleitungen erregen die Gemüter, nicht nur als Ansichtssache, sondern auch als Immissionsquelle.

Hochspannungsleitungen werden vorwiegend als Freileitungen gebaut, weil letztere erheblich preiswerter und verlustärmer sind als Erdkabel oder Seekabel.
Aus akustischer Sicht hat dies jedoch den negativen Effekt, dass sich die sehr speziellen Koronageräusche ungehindert ausbreiten können.


Situation

Koronalärm

Unter gewissen Wetterbedingungen wie Nebel, Regen oder Schnee können an Hochspannungsleitungen sogenannte Koronageräusche entstehen. Diese setzen sich zusammen aus einer breitbandigen Knisterkomponente und einer 100-Hz-Reintonkomponente.
An der ETH Zürich wurden diese Geräusche im Rahmen der 2006 bzw. 2009 abgeschlossenen Forschungsprojekte CONOR I und II untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden von der EMPA für den Vollzug aufgearbeitet.

Beurteilung

Für die Prognose des Koronalärms wird die EPRI-Formel empfohlen. Diese setzt sich aus einem Emissionsterm und einem sehr einfachen Ausbreitungsterm zusammen und liefert damit direkt einen Immissions-Schalldruckpegel (genaue Informationen zu dieser Formel findet man im EMPA-Untersuchungsbericht Nr. 452'574).

Bei einer typischen 380-kV-Leitung kann gemäss EMPA davon ausgegangen werden, dass der nächtliche Planungswert für die ES II von 45 dB für Abstände grösser als 60 m ab Leitungsachse eingehalten wird.

 

 

Korona bedeutet Ring (griech.) und bezeichnet unter anderem die äußere Schicht der Atmosphäre der Sonne.
Der Koronaring ist ein Bauteil an Hochspannungsanlagen.
(Bild: onnola, www.flickr.com)

 

 

Der genannte EMPA Bericht (Untersuchungsbericht Nr. 452'574) und das Berechnungswerkzeug zur Abschätzung von Koronallärmimmissionen sind nebst weiteren Informationen zum Lärm von Hochspannungsleitungen im Vollzugsordner des Cercle Bruit zu finden.

Vollzugsordner des Cercle Bruit: 6.42 Hochspannungsleitungen und Trafostationen

Massnahmen

Es hat sich gezeigt, dass die Hydrophilie ("Wasserliebe") der Leitungsseile einen direkten Einfluss auf den Koronalärm hat. Dementsprechend schlägt die EMPA eine hydrophile Behandlung neuer Seile vor. Bei älteren Seilen erübrigt sich dies, da mit dem Alter die Hydrophilie automatisch stark zunimmt.


Zuständigkeit

Für diese Kategorie von Lärm mit Grenzwerten ist die jeweilige kantonale Fachstelle und in grossen Städten die entsprechende städtische Amtsstelle zuständig.

Lärmschutzfachstellen


Rechtsprechung

Bundes- und Verwaltungsgerichtsentscheide zu Industrie- und Gewerbelärm

In der Rubrik «Lärmlinks» ist eine Sammlung mit Bundes- und Verwaltungsgerichtsentscheiden zu verschiedenen Lärmarten zu finden. Die Liste wird laufend aktualisiert.

Industrie- und Gewerbelärm


Vollzugshilfen

Cercle Bruit

Die Vereinigung der kantonalen Lärmschutzfachleute (Cercle Bruit) stellt Vollzugshilfen und weitere Unterlagen zu lärmspezifischen Themen zur Verfügung. Die Dokumente stammen von Bund, Kantonen, Fachstellen und Verbänden.

Vollzugsordner: 6.42 Hochspannungsleitungen und Trafostationen


Weiteres

Bund