Lärm & Ruhe

Lärmarme Beläge

Durch immer grössere und schwerere Fahrzeuge und dadurch breitere Reifen steigt das Rollgeräusch, das massgeblich die Lautstärke des Strassenverkehrs bestimmt. Bei neueren Personenwagen ist das Rollgeräusch bereits ab 20 km/h das dominierende Geräusch, bei LKWs ab ca. 35 km/h.

Zum Schutz vor Strassenverkehrslärm wurden in der Vergangenheit vorwiegend Schallschutzfenster eingebaut und an dafür geeigneten Positionen Lärmschutzwände erstellt.  Das Gesetz gibt jedoch vor, den Lärm primär an der Quelle zu bekämpfen. Zudem sind Lärmschutzwände von begrenztem Nutzen und meist nicht ortsbildverträglich. Schallschutzfenster nützen nur für Innenräume und nur, wenn sie geschlossen sind. Aus diesem Grund wurden lärmarme Beläge entwickelt und im praktischen Einsatz erprobt.
Akustisch optimierte Strassenbeläge bieten ein grosses Potential zur Reduktion von Strassenlärm. Sie müssen jedoch hohen Anforderungen gerecht werden: langjährige akustische und technische Lebensdauer, Gewährleistung der Griffigkeit in trockenem und nassem Zustand, etc.

Das Video Leise Strassenbeläge des Kanton Aargau erläutert die akustischen und belagstechnischen Aspekte sowie die Abklärung der Wirtschaftlichkeit zum Entscheid der Festlegung der lärmarmen Beläge.


Was macht einen Belag zum lärmarmen Belag?

Rollgeräusche entstehen hauptsächlich durch Luftverdrängungs- und Ansaugeffekte des Reifens (Airpumping).

Zusätzliche Lärmabstrahlungen werden durch Reifenschwingungen und Reflexionen zwischen Reifen und Strasse (Horneffekt) verursacht. Airpumping wie auch Reifenschwingungen sind bei feinen und offenporigen Strassenbelägen am geringsten. Beim Drehen des Reifens kann die Luft auf der Vorderseite durch die Deckschicht des Belags entweichen und auf der Rückseite wieder angesogen werden. Reflexionen werden vom Belag teilweise absorbiert. Die Funktionsweise ist im Videobeitrag von SRF beschrieben: Wirksam Lärm bekämpfen mit Flüster-Asphalt und-Pneu.

Lärmreduktion

Die Lärmreduktion von lärmarmen Belägen gegenüber normalen Strassenbelägen ist deutlich. Nach Einbau erzielen die wirkungsvollsten Beläge Lärmreduktionen von über 7 dB, was mehr als einer Reduktion um 75% der Verkehrsmenge entspricht. Mit dem Alter des Belags nimmt die Wirkung allerdings ab.Deshalb wird für die Beurteilung der Lärmreduktion die prognostizierte Wirkung am Ende der Lebensdauer des Belages berücksichtigt. Bei 4 mm-Belägen betragen diese immer noch ca. 3 dB, was einer Halbierung der Verkehrsmenge entspricht.


Vorteile von lärmarmen Belägen

Als Hauptargument für lärmarme Beläge ist die geringere Lärmentwicklung und der angenehme Fahrkomfort zu nennen.  Übermässige Lärmbelastung über längere Zeit macht krank, der Einbau eines lärmarmen Belages kann somit bestenfalls lärmbedingte negative Gesundheitsfolgen reduzieren.


Gegenargumente

Ein wesentlicher Nachteil bei den heute eingesetzten lärmarmen Belägen ist die Lebensdauer, die nur etwa 50% derjenigen von konventionellen Belägen erreicht. Wegen dem höheren Hohlraumgehalt wird die Verklebung der Gesteinskörner reduziert. Daraus folgt ein höherer Erhaltungszyklus und mehr Baustellen. Die Beschaffungskosten sind ausserdem um ca. 20% höher als bei herkömmlichen Belägen.
Lärmarme Beläge kühlen schneller ab, was zu Vereisungen führen kann. Im Rahmen des Winterdienstes ist deshalb eine leicht höhere Streusalzmenge erforderlich.


Lärmarme Beläge in der Schweiz

In der Schweiz ist seit einigen Jahren ein starker Zuwachs von lärmarmen Strassenbelägen zu verzeichnen. Dabei kommen unterschiedliche Belagsarten zum Einsatz, welche nachstehend kurz vorgestellt und charakterisiert werden (nach Akustik der Strassenbeläge, Grolimund + Partner AG und Kanton Aargau). Da eine Minimierung der Lärmemissionen in der Regel im Widerspruch steht zu einer hohen Lebensdauer des Belags, sind für die richtige Wahl der Belagsart die vorherrschenden Randbedingungen zu berücksichtigen.

 
  • Poröse Asphalte (PA): PA sind wasserdurchlässige Drainbeläge, welche bereits Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre in der Schweiz zum Einsatz kamen. Sie haben den Vorteil, dass sie dank ihrer Wasserdurchlässigkeit die Sprühfahnen deutlich vermindern und so den Verkehr sicherer und stetiger machen. Die lärmmindernde Wirkung ist jedoch nur gewährleistet, solange die offenen Poren nicht verschmutzt sind. Erfolgreich angewendet wird dieser Belag deshalb nur bei Strassen mit hohen Geschwindigkeiten (≥ 80 km/h), wo die Poren durch den Verkehr "selbständig" gereinigt werden.
  • Semidichte Asphalte (SDA): Als Kompromiss zwischen Lärmreduktion und Langlebigkeit eignen sich SDA, welche sich in der Schweiz als bewährte Lärmschutzmassnahme im Innerortsbereich durchgesetzt haben. Bei dieser Belagsart wird die lärmmindernde Wirkung hauptsächlich durch eine optimierte Oberflächentextur erzielt. Ein semidichter Asphalt weist eine offenere und porösere Struktur auf als herk&oeml;mmliche Standardbeläge. Durch diese Struktur kann die Luft, die von den Autoreifen zusammengepresst wird, entweichen. Ein Nachteil dieser vergrösserten Poren ist, dass sich diese mit Strassenstaub verdichten und mit der Zeit dadurch ihre Wirkung vermindert werden kann. Ausserdem kann auch Wasser leichter in die Poren eindringen und macht den SDA Belag bei Regen nahezu gleich laut wie Standardbeläge. In der Schweiz fokussiert sich die aktuelle Forschung schwerpunktmässig auf der weiteren Optimierung der SDA, um die Lärmminderung sowie die Dauerhaftigkeit zusätzlich zu verbessern.
  • Texturoptimierte Bauweisen: Gussasphalte, Waschbeton und lärmoptimierte Übergangsbeläge können ebenfalls die Lärmemissionen reduzieren, auch wenn nicht im gleichen Ausmass wie PA und SDA. Pflästerungen hingegen haben erhöhte Abrollgeräusche zur Folge und sollten nur auf Abschnitten mit Langsamverkehr und/oder geringen Fahrgeschwindigkeiten der Autos (v ≤30 km/h) eingesetzt werden.
 

Quelle: Nach Grolimund + Partner AG


Schlussfolgerungen

Lärmarme Beläge bieten die Möglichkeit den Lärm wirkungsvoll an der Quelle zu bekämpfen und dies, ohne das Ortsbild zu beeinträchtigen oder den Strassenraum verändern zu müssen.


Weitere Informationen

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