Lärm & Ruhe

Tragbare Musikgeräte

Seit dem Aufkommen tragbarer Musikgeräte Ende der 80er Jahre hat sich der ortsunabhängige, mobile Konsum von Musik kontinuierlich erhöht. In den folgenden Abschnitten wird erläutert, unter welchen Umständen mobiler Musikkonsum gesundheitsschädigende Folgen haben kann. Anschliessend werden die sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen des weit verbreiteten "Kopfhörertragens" kritisch beleuchtet.

MP3-Player

MP3-Player Ein MP3-Player ist ein meist tragbares Gerät zur Wiedergabe von Audiodateien im MP3-Format. Er hat heute die früher dominierenden Kassetten- und CD-Player weitgehend verdrängt. Mit seiner fortschreitenden Verbreitung hat sich der Musikkonsum von Jugendlichen drastisch erhöht. Laut Suva hört ein Jugendlicher heute durchschnittlich 100 Minuten Musik am Tag – doppelt so viel wie 1996. Rund 80% der Jugendlichen hören regelmässig Musik mit einem MP3-Player, in der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 37%.

Lautstärke

Wenn die Lautstärke weniger als 85 dB(A) beträgt, spielt die Dauer des Musikkonsums für das Gehör keine Rolle. Wer mit 90 dB Musik hört, darf dies wöchentlich 20 Stunden lang ohne schlechtes Gewissen tun – solange er keinen anderen lauten Schallpegeln ausgesetzt ist. Erhöht man die Lautstärke aber um nur gerade 3 dB(A) auf 93dB, so halbiert sich die gefahrenlose Hördauer auf lediglich 10 Stunden pro Woche. Wer also lange Musik hören will, sollte besonders auf die Lautstärke achten.
Maximale Expositionszeit

Wie laut ist ein MP3-Player?

Die Lautstärke eines MP3-Players hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Natürlich vom Player selbst: in der Schweiz darf dieser nicht lauter als 100 dB(A) sein.
  2. Von der Lautstärke des Musikstücks: Dabei gilt, dass moderne Musik in der Regel lauter ist als sogenannte Oldies. Diese sind wiederum lauter als klassische Musik. Aktuelle Musik wird nämlich so aufbereitet, dass sie möglichst konstant die maximal mögliche Lautstärke ausreizt. Beim Abspielen solcher moderner Musik hat die Suva auch bei in der Schweiz gekauften Geräten Dauerschallpegel von bis zu 105dB(A) gemessen.
  3. Vom Kopfhörer: Der Grenzwert von 100 dB(A) gilt immer für die Verwendung von Originalkopfhörern. Mit Kopfhörern anderer Hersteller hat die Suva Maximallautstärken von bis zu 116 dB(A) gemessen. Eine solche Lautstärke darf man dem Gehör wöchentlich nicht einmal für die Dauer eines einzelnen Songs zumuten.
  4. Der letzte und wichtigste Faktor ist aber die am MP3-Player ausgewählte Lautstärke! Dabei gilt es zu beachten, dass die Lautstärkenskala den Bereich von 0-100 dB(A) keinesfalls realitätsgetreu darstellt. Vielmehr dürfte die Schallpegelskala bspw. auf einem iPod wie in der Abbildung unten aussehen. 80 dB(A) werden also nicht erst bei 80% der angezeigten Maximal-Lautstärke erreicht, sondern schon bei ca. 60%. Für einen nebenwirkungsfreien Musikkonsum sollte man das Volumenrad also etwa auf 60% der höchstmöglichen Lautstärke stellen.
nicht-linearer Lautstärkeverlauf

Der Walkmaneffekt – soziale Perspektive

Neben den potentiell gesundheitsschädlichen Wirkungen, die portable Musikabspielgeräte haben können, interessiert auch ihr Einfluss auf unser Sozialverhalten und die Gesellschaft. Der Walkmaneffekt, ein Konzept des japanischen Sozialwissenschaftlers Shuhei Hosokawa, versucht die Charakteristika der mobilen Musikwahrnehmung zu beschreiben. Sowohl Hosokawa als auch andere Autoren bringen hierbei den Walkman ständig mit dem urbanen Leben in Verbindung. Neben den potentiell gesundheitsschädlichen Wirkungen, die portable Musikabspielgeräte haben können, interessiert auch ihr Einfluss auf unser Sozialverhalten und die Gesellschaft.

Der Walkman stellt in dem Zusammenhang eine Reaktion auf die veränderte Akustik im städtischen Lebensraum dar, wobei mit Lärm vor allem der klassische Verkehrslärm und die pausenlose Beschallung durch Hintergrundmusik gemeint sind.

Natürlich wird auch "Lärm" von Mitmenschen ausgeblendet. Dies kann für den einzelnen, beispielsweise während einer Fahrt in einem überfüllten Zug äusserst entspannend und wünschenswert sein. Genau dieses Ausblenden der Umwelt wird jedoch oft kritisch bewertet, vor allem die damit verbundene Gleichgültigkeit der Umwelt gegenüber. Denn wer seine Umwelt ausblenden kann, muss sie nicht mehr aktiv gestalten und verbessern. Ob man in der portablen "Musikbox" einen Segen oder einen Fluch sieht, ist letzlich eine Frage der Perspektive. Man kann einerseits von einer Wahrnehmungsmaschine sprechen, welche einen neuen Autonomie-Aspekt ins tägliche Leben bringt (nämlich die Freiheit selbst zu entscheiden wann man was hören möchte). Andererseits kann man diese Geräte als Treiber akustischer und damit auch sozialer Isolation verteufeln.

Weiterführende Links

«Musik und Hörschäden - Informationen für alle, die Musik spielen oder hören» (Suva)