Lärm & Ruhe

Musikbeschallung

Die Schweizer sind ein eifriges Partyvolk: Rund 25% der Befragten einer Online-Studie der Uni Zürich geben an, zweimal die Woche an Anlässen dieser Art teilzunehmen. Knapp 24% der Befragten werfen sich einmal pro Woche in Schale und besuchen einen Club oder eine Party. Damit sind also rund die Hälfte der Befragten ein- bis zweimal die Woche in einem Club oder an einer Party vorzufinden. Für viele jüngere Leute zählt der "Ausgang" zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Dadurch sind diese am stärksten dieser Art der Musikbeschallung ausgesetzt und von der damit einhergehenden Belastung des Gehörs betroffen.

Konzerte und Parties

An öffentlichen Veranstaltungen darf der Schallpegel in der Schweiz 100 dB(A) im Stundenmittel nicht überschreiten. 100 dB(A) sollten den Ohren aber wöchentlich nicht mehr als zwei Stunden zugemutet werden, ansonsten riskiert man eine Schädigung des Gehörs. Trotzdem nutzen viele Veranstalter die 100 dB(A) Limite aus, obwohl eine Mehrheit der Jugendlichen die Lautstärke an Musikveranstaltungen zu laut findet. Gefährlich sind v.a. längere Veranstaltungen ohne Pausen. Denn auch wenn die Musik nach einer gewissen Zeit etwas leiser erscheint, gewöhnen sich die Ohren nicht an die Lautstärke. Im Gegenteil: Das Gefühl von Watte in den Ohren ist in Wirklichkeit ein temporärer Hörverlust. Ist auch der DJ oder der Tontechniker davon betroffen, so kann es sein, dass er während der ganzen Veranstaltung den Musikpegel kontinuierlich erhöht, damit die Musik immer gleich laut scheint (DJ-Effekt).
Tipps für Besucher von Konzerten und Parties:
  • Pausen einschalten (allenfalls vorhandene Ruhezonen aufsuchen)
  • Abstand von Lautsprechertürmen halten
  • Reklamieren statt leiden! Sie werden feststellen, dass Sie nicht allein sind.
  • Gehörschutz bereithalten (entweder vom Veranstalter angebotene - i.d.R. Typ A - oder noch besser eigene)

Probelokale

Anders als an öffentlichen Veranstaltungen, kann der Pegel im eigenen Probelokal beeinflusst werden. Trotzdem liegt er dort normalerweise zwischen 100 dB(A) und 110 dB(A). Das liegt daran, dass Proberäume in der Regel akustisch schlecht ausgestattet sind (z.B. alte Luftschutzkeller) und das Schlagzeug einen lauten Pegel vorgibt, an den sich die anderen Instrumente anpassen müssen. Dabei ist natürlich nicht jedes Instrument, aber auch nicht jeder Musikstil, gleich laut. Am lautesten ist das Schlagzeug mit einem typischen Schallpegel von 95 dB(A). Einige Blasinstrumente wie Saxofon, Trompete und Posaune haben ebenfalls einen solch hohen Schallpegel. Aber auch Flöten und Keyboards liegen in der Regel über dem unbedenklichen Schallpegel von 85 dB(A). Daher ist es nicht nur an einem Rockkonzert sehr laut, sondern beispielsweise auch im Übungslokal einer Guggenmusik.
Tipps für Bands:
  • Schallpegelmesser
  • Wände und Decke des Übungslokals mit schallschluckenden Platten verkleiden
  • Teppich verlegen
  • Halbhohe absorbierende Stellwände um das Schlagzeug herum
  • Lautstärke-begrenztes In-Ear-Monitoring
  • Musikoptimierte Kunststoffpfropfen (Typ C) oder gar musiktaugliche Otoplasten (Typ D)

Orchester

Im Zuschauerraum erreicht klassische Musik selten über 80 dB(A). Ganz anders im Orchester, denn die Musiker sind auf der Bühne oder im Orchestergraben dem Schall der Instrumente auf kürzeste Distanz ausgesetzt. Die gesamte Schallbelastung durch Üben, Proben und Aufführungen erreicht bei allen Orchestermusikern zwischen 85 und 95 dB(A) und gefährdet über kurz oder lang das Gehör. Meist überschätzen Orchestermusiker die Belastung durch die Kollegen und unterschätzen die Gefährdung durch ihr eigenes Instrument. So erzeugt beispielsweise die Geige am Ohr der Geigerin einen Dauerschallpegel von 90 dB(A).

Tipps für Orchestermusiker:
  • Gezieltes Üben, wenn möglich piano statt forte
  • Dämpfer mit Mithörelektronik / elektronisch verstärkte Instrumente
  • Reduzieren der Übungszeit durch mentales Training (führt zu Höchstleistungen und gibt Sicherheit beim Auftritt)
  • Mehr Abstand zu lauten Instrumenten halten
  • Höhenstaffelung des Orchesters (jedoch mindestens einen Meter hohe Stufen)
  • Schallschirme aus Acrylglas (gut durchdachte Montage notwendig)
  • Otoplastische Gehörschützer (Typ D), notfalls vorgeformte Kunststoffpfropfen (Typ C)

Typische Lautstärke bestimmter Instrumente und Situationen

Instrument typischer Schallpegel
Klavier, Flügel, Orgel 80 dB(A)
Keyboards, E-Gitarren 90 dB(A)
Saxofon, Trompeten, Posaune 95 dB(A)
Schlagzeug, Trommel 95 dB(A)
Situation typischer Schallpegel
Rockkonzert, im Zuhörerbereich 100 dB(A)
Discothek, auf der Tanzfläche 95 dB(A)
Musik im Orchestergraben 90 dB(A)
Guggenmusig im Übungsraum 100 dB(A)

Weiterführende Links

«Club- und Partybesucher in der Schweiz» (Universität Zürich, 2003)

«Tönen statt Dröhnen» - Lärminfo 16 (Fachstelle Lärmschutz, Kt. Zürich)

«Musik und Hörschäden - Informationen für alle, die Musik spielen oder hören» (Suva)